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Julia Grünergestorben am 27. September 2018

Beitrag

Liebe Familie Grüner,
vielen, herzlichen Dank, dass Sie uns KollegInnen die Möglichkeit geben, auf diesem Wege Abschied von Julia zu nehmen zu können.
Ich wünsche Ihnen als Familie Gottes Beistand und dass sie als Familie und wir als ihre KollegInnen verkraften mögen, dass Julia nun nicht mehr bei uns sein kann.

Für uns als Kolleginnen und Kollegen ist es in den ohnehin momentan ausgeprägt emotional schwierigen Zeiten unseres Klinikalltags ein sehr, sehr herber Schlag gewesen, Julia völlig unerwartet und plötzlich zu verlieren- als Kollegin sowieso, als Mensch noch viel mehr.

Wir waren und sind immer noch geschockt- den meisten KollegInnen gelingt es aber wieder, den Klinikalltag zu meistern, manche Kolleginnen hadern jedoch bis heute und kehren wackelig, zaudernd, langsam und sachte wieder in unserem ZIM-Alltag.

Viele Fragen stehen nun im Raum und ich hoffe, dass auch für uns und unser Team und- für uns selbst- einige dieser Fragen irgendwann geklärt werden können, damit auch wir irgendwann Geschehenes für uns abschließen, ja, ´beerdigen´ können.

Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen ein paar Eindrücke aus unserem gemeinsamen Alltag im ZIM berichte.
Julia ist stets arbeitsam und ihr ist nichts zu viel gewesen, im Gegenteil. Sie blieb in letzter Zeit nach ihrem Dienst oftmals länger und suchte die Nähe zu ein paar Kolleginnen, mit denen sie sich im Laufe der Zeit anfreundetet. Zu persönlich durfte es jedoch nicht sein. Sie hat stets alles gegeben und war sehr offen und lernbegierig im Alltag auf unserer Intensivstation. Ich erlebte sie stets lächelnd- immer freundlich, nie ausfallend, aber auch lächelnd in Situationen, in denen ich ein Lächeln nicht unbedingt erwartet hätte.

Sie erzählte uns und mir von ihren ausgeprägten Hobbies, vorallem das Klettern und der Sport stand stets im Vordergrund auch nach den Nachtdiensten gings gleich zum Joggen... und wenn sie von extremen Klettererfahrungen erzählte, und ich sie "rügte", dass sie dies unter keinen Umständen allein tun dürfe... meinen Einwand beantwortete Sie mit ihrem Lächeln und immer stets denselben Worten(...)

Bereits als Schülerin war sie eine begeisterte Krankenschwesternschülerin und sie freute sich und vorallem WIR freuten uns sehr, dass ihre Wahl nach der Beendigung ihrer Ausbildung auf´s ZIM fiel .
Ich erlebte sie stets und ohne Ausnahme als Bereicherung für die Patienten und für unser Team.
Ihr angestrebtes, freudig erwartetes Ziel, selbstständig auf der Inneren Intensivstation zu arbeiten, hatte sie nun erreicht, die Einarbeitungszeit war beendet und das Arbeiten als vollverantwortliche Kollegin brachte sie ihrem nächsten Ziel, die Weiterbildung Intensivkurs, wieder ein Stück näher, was sie freudig mit gleichgesinnten Kolleginnen plante.

Julia hatte immer Visionen. Es gab kein Stillstand. Beliebigkeit, Gleichmaß, Alltag, Normalität schien ihr zuwider, langweilig und geradezu inakzeptabel.

Ja....
dass wir bedauerlichweise nun NICHT Abschied nehmen dürfen und sollen im konservativen, gewohnten Sinne sag ich mal, weil Julia es dezidiert so verfügte, erleichtert und den Verlust und das Hinwegkommen nicht unbedingt, das Gegenteil ist tatsächlich der Fall. Aber es ist, zugegebenermaßen, stimmig und in ihrem Sinne nachvollziehbar.


Liebe Julia!
Dein Leben waren die Berge... und nun hast du uns vor deinen eigenen Berg gestellt. Einen Berg voller Erinnerungen, aber auch Fragen, denen wir uns auch im Team stellen, müssen, selbstverständlich!
Zum Beispiel:
Müssen wir uns selbst als Intensiv-Team in Zeiten der Hektik, des Notfallgeschehens, der Konsolidierung, Zahlen und Fakten, des gesellschaftlich anerzogenen stets nach außen gewandten Lebensstils, des "Schnell-Schnells" unangenehme, aufwändige und philosphische Fragen stellen:
Was wichtig ist?
Wer ist wichtig?
Haben wir etwas übersehen?
Waren wir nicht genau genug?
Warum?

Du gibst uns die Aufgabe und die Chance hier deinen Berg zu besteigen und wir als Team sind dabei ihn zu besteigen - der eine mehr, der andere weniger, jeder wie er kann und mag... aber zusammen...

Indem wir uns auf unsere Weise von dir verabschieden
Indem wir miteinander reden
Indem wir diskiutieren
und...
Indem wir KollegInnen schließlich kommende Woche für dich mit deinen Schuhen auf den Wasserberg wandern- in der Hoffnung, du würdest es akzeptieren und auch verstehen, dass wir als hinterbliebenes Team einen Abschied benötigen und alles ein Alpha und ein Omega hat-
und haben muss.

Abschließend ein paar Zeilen aus einem Lied von Herbert Grönemeyer, über das wir beide dereinst diskutierten:

"Es gibt viel zu verlieren, du kannst nur gewinnen
Genug ist zu wenig, oder es wird so wie es war
Stillstand ist der Tod,
geh voran,
bleibt alles anders..."

Ja, es- bleibt- alles -anders.

Alles Liebe und alles Gute auf deinem Weg!
In Dankbarkeit,

Stephanie.